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Geschichte der Raumfahrt

Die Geschichte der Wostok Eins

Wostok Eins

Allgemeines

Wostok 1 ist der Name der ersten Raummission, die einen Menschen ins All brachte. Am 12. April 1961 umrundete der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin die Erde. Bis heute wird der 12. April in Russland als "Tag der Kosmonauten" gefeiert.

Historisches

Am 1. Oktober 1958 war die NASA gegründet worden, die das von der US Airforce aufgelegte Programm "Man In Space Soonest (MISS)" fortsetzen sollte. Die Sowjetunion reagierte mit dem Wostok-Programm und es begann ein Wettlauf der Systeme, der später in der Mondlandung der Amerikaner seinen raumfahrerischen Höhepunkt erleben sollte. Doch zunächst ging es um die Frage, wie man einen Menschen ins All bringen könnte. Der zweite Weltkrieg hatte die Raketentechnologie beflügelt, so dass die nötigen Bedingungen für einen Flug in den Weltraum gegeben waren. Aber auch nach dem Krieg waren es vor allem militärische Gründe, die den raschen Aufbau der Raumfahrt beförderten. Mittels Satelliten sollten z.B. ansonsten unzugängliche Informationen gewonnen werden. Die bemannte Raumfahrt hingegen war von Anfang an vor allem ein Prestigeobjekt.
Der erste Prototyp eines Wostok-Raumschiffes flog am 15. Mai 1960 ins All. Zwar war der Start erfolgreich, doch der Wiedereintritt in die Atmosphäre missglückte gründlich. Die ersten Lebewesen, die ins All flogen und auf die Erde zurückkehrten waren Belka und Strelka, zwei Hunde, die am 19. August 1960 in den Raum starteten. Nach diversen Fehlschlägen gelang am 9. März 1961 ein Flug, bei welchem ein Hund und eine Kosmonautenpuppe einen rundum problemlosen Flug absolvierten. Als man dann am 25. März auch den Ausstieg mit einem Schleudersitz erfolgreich mit einem Dummy geprobt hatte, war der Weg für den ersten bemannten Flug mit dem Wostok-Raumschiff bereitet. Von insgesamt 20 möglichen Kosmonauten, die in einem aufwendigen Verfahren von der sowjetischen Raumfahrtbeörde ausgebildet worden waren, wurde schließlich Juri Gagarin ausgewählt. Als Ersatz standen German Titow und Grigori Neljubow bereit.

Technik

Von Anfang an hatten die sowjetischen Pläne auf ein kleines und möglichst unkompliziertes Flugsystem abgezielt. Das Wostok-Raumschiff bestand aus zwei Teilen, einer Landekapsel und einer Geräteeinheit und war insgesamt nur 4,41 Meter lang. Auch wenn bereits Hunde mit Landekapsel gesund auf der Erde angekommen waren, entschied man sich aus Sicherheitsgründen für den Ausstieg mit einem Schleudersitz. Der Kosmonaut gelangte durch eine Luke ins Raumschiff. Durch 25 Zentimeter große Sichtluken hatte er während des Fluges die Möglichkeit, nach draußen zu schauen. Mit einer Trägerrakete, die insgesamt drei Antriebsstufen besaß, wurde die Wostok in den Weltraum befördert. Die Steuerung lag komplett in den Händen der Bodenmannschaft. Der Kosmonaut war nur Passagier und konnte allenfalls in Ausnahmesituationen eingreifen.

Der Flug

Vom Weltraumbahnhof Baikonur startetet Gagarin an Bord der Wostok 1 am Morgen des 12. April 1961. Mit drei Antriebsstufen wurde er in 11 Minuten ins All geflogen und wurde dort auf eine elliptische Umlaufbahn gebracht. Als Kommunktionsmittel stand UKW-Funk zur Verfügung. Zudem nahm eine Kamera Bilder auf und funkte sie zur Erde. Um einen Wiedereinstieg in die Erdatmosphäre zu ermöglichen, gab es Bremsraketen, welche nach einer vollen Erdumkreisung die Rückkehr einleiteten. Aber selbst, wenn diese Prozedur gescheitert wäre, hätte die Reibung an der Atmosphäre die Wostok innerhalb von 10 Tagen automatisch in den Sinkflug gezwungen. Auch wenn es ein paar Probleme gab, da sich die nötige Trennung der beiden Raumschiffteile verzögerte, gelangte Gagarin unbeschadet zur Erde. In einer Höhe von 7000 Metern katapultierte er sich mit dem Schleudersitz aus der Wostok 1 und schwebte in Richtung Boden.

Stellenwert der Mission

Als Juri Gagarin den Schritt ins All schaffte, war dies der Beginn einer neuen Ära. Auf den Landkarten gab es kaum noch dunkle Flecken. Die Erde war dem Menschen buchstäblich zu klein geworden und so war das Streben in neue, bislang unzugänglich Sphären, ein natürlicher Schritt. Mit dem Flug der Wostok 1 wurde nicht nur die Technik auf eine neue Ebene geführt, auch die Vorstellungskraft des Menschen erhielt neue Nahrung. Plötzlich schien die Erforschung des Weltalls, wie sie z.B. in den phantastischen Geschichten eines Jules Verne vorgedacht worden war, greifbar nahe zu sein.
Für die Sowjetunion war der erste bemannte Raumflug ein Beweis der Überlegenheit über ihren großen Gegner, die USA. Dort hatte man nach dem Sputnikschock im Jahr 1957 eine weitere heftige Niederlage zu verkraften. Doch die Amerikaner steckten nicht den Kopf in den Sand. Der charismatische Präsident John F. Kennedy kündigte in seiner legendären Rede vor dem Kongress am 25. Mai 1961 an, dass innerhalb eines Jahrzehntes ein Amerikaner auf dem Mond landen würde. Dieses Ziel wurde bereits früher, nämlich am 20. Juli 1969 erreicht und versetzte der sowjetischen Raumfahrt einen Schlag, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte. Dies lag vor allem daran, dass die nächsten möglichen Ziele, z.B. ein Flug zum Mars, in weiter Ferne schienen. Sicher ist aber auch, dass die Mondlandung nur deshalb so früh gelingen konnte, weil die Sowjetunion mit Gagarins Raumflug neue Maßstäbe gesetzt und die Tür zur Raumfahrt weit aufgestoßen hatte.

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