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Geschichte der Raumfahrt

Vorletzter Flug mit Apollo 16

Apollo 16

Allgemeines

Nachdem das Apollo-Programm mehrfach umstrukturiert und gekürzt worden war, stand bereits vor dem Start von Apollo 16 fest, dass dies der vorletzte Flug zum Mond sein sollte.

Historisches

Auch bei Apollo 16 sollte die wissenschaftliche Erkundung des Mondes wieder im Vordergrund stehen. Nach der Mondlandung war das Interesse der Bevölkerung und der Politik an der bemannten Raumfahrt zusehends abgeebbt, so dass die NASA die letzten genehmigten Flüge zum Mond möglichst intensiv nutzen wollte.
Für Apollo 16 wurden John Young als Kommandant, Ken Mattingly als Pilot des Raumschiffes und Charles Duke als Pilot der Mondfähre ausgewählt. Young war bereits mit Apollo 10 um den Mond gekreist und hatte auch im Gemini-Programm schon zwei Flüge absolviert. Mattingly hätte eigentlich schon mit Apollo 13 fliegen sollen, doch da sein Ersatzmann an Röteln erkrankt war und die NASA das Risiko eines Ausbruches der Krankheit während des Fluges nicht eingehen wollte, wurde er kurz vor dem Start ersetzt. Der Mann, der die Röteln bekommen hatte, war Charles Duke.

Technik

Die NASA setzte für den Flug die erprobte Technik ein. Zwar wurde zwischen den einzelnen Flügen an Verbesserungen gearbeitet, aber diese betrafen Details und nicht die grundsätzliche Technologie.
Neu an Bord war u.a. eine UV-Kamera.

Der Flug

Der Start am 16. April 1972 gelang bilderbuchmäßig und auch die die erste Phase des Fluges verlief ohne Komplikationen. Doch nach zwei Tagen häuften sich die Probleme. Die Astronauten registrierten, dass sich an der Mondfähre die Schutzschicht ablöste. Dies löste Besorgnis aus, da niemand wusste, wie weit der Prozess fortschreiten würde und welche Konsequenzen er haben könnte. Noch schwerwiegender war jedoch der Ausfall des Navigationssystems. Mattingly konnte jedoch mit Hilfe der Sonne die Position genau bestimmen. Ein unbemerktes Abweichen von der geplanten Flugbahn hätte schlimme Folgen haben können, da der Treibstoff an Bord wie bei allen Apollo-Missionen relativ knapp bemessen war.
Das nächste Problem entstand, als sich ein Computerprogramm, das für den Flug in die richtige Umlaufbahn benötigt wurde, als fehlerhaft herausstellte. Doch nach einigen Stunden konnte auch dieser Fehler überwunden werden. Zwischenzeitlich bestand sogar die Überlegung, aus Sicherheitsgründen ganz auf die Mondlandung zu verzichten. Doch schließlich erhielten Young und Duke die Erlaubnis, mit der Mondfähre zum anvisierten Landeplatz, dem Descartes-Hochland, zu fliegen. Mit fünf Stunden Verspätung gelang ihnen eine perfekte Landung. Young, der neunte Mensch auf dem Mond, hatte die ersten Schritte am 20. April ganz für sich, da die Sendeantenne zunächst nicht richtig funktionierte und deshalb eine Fernsehübertragung ausblieb. Das Fernsehen war erst auf Sendung, als die Astronauten das Mondauto zusammenbauten.
Als erstes wurde ein verbessertes ALSEP (Apollo Lunar Surface Experiments Package) aufgebaut. Danach erkundete man mit dem Mondauto die Umgebung. Obwohl man mit dem Mondauto theoretisch eine Strecke von bis zu 92 Kilometern zurücklegen konnte, mussten die Astronauten darauf achten, dass sie nicht mehr als 9,7 Kilometer zwischen sich und die Mondfähre legten. Bei einem technischen Defekt hätte man diesen Weg noch zu Fuß bewältigen können. Letztlich wurden 27,9 Kilometer mit dem Mondauto gefahren. Das war sogar etwas weniger als bei Apollo 15. Dies lag u.a. daran, dass statt der Vorderachse, die bei Apollo 15 Probleme gemacht hatte, nun die Lenkung der Hinterachse ausfiel. Dennoch konnten alle geplanten Missionsziele erreicht werden.
Nach 71 Stunden Aufenthalt startete die Mondfähre reibungslos und auch das Docking-Manöver mit dem Mutterschiff gelang perfekt. Auf dem Rückflug absolvierte Ken Mattingly zwei Weltraumspaziergänge, um Messgeräte zu bergen. Am 27. April wasserte die Landekapsel von Apollo 16 im Pazifik und wurde vom Flugzeugträger USS Ticonderoga in Empfang genommen.

Stellenwert der Mission

Die Astronauten brachten 95,8 Kilogramm Mondgestein mit zur Erde. Alle wissenschaftlichen Experimente konnten wunschgemäß durchgeführt werden und lieferten wichtige neue Erkenntnisse. Dennoch war Apollo 16 von vielen kleinen Fehlern und Problemen geprägt, die man zwar lösen konnte, aber die erneut deutlich machten, dass höchste Aufmerksamkeit bei allen technischen Details notwendig war.
Besonderes Kopfzerbrechen bereitete das Mondauto, das zwar letztlich seinen Zweck erfüllte, aber bei seinen zwei Einsätzen für Probleme und Zeitverlust gesorgt hatte. Für Apollo 17 musste die Verbesserung der Zuverlässigkeit aller technischen Komponenten Priorität haben. Schließlich wollte man das extrem erfolgreiche Apollo-Programm zu einem würdigen Abschluss bringen. Für die NASA ging es auch darum, die bemannte Raumfahrt weiterführen zu können. Eine Katastrophe, wie man sie bei Apollo 13 nur knapp hatte vermeiden können, hätte jederzeit das Ende der bemannten Raumfahrt für eine lange Zeit bedeuten können.

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