Startseite

www.returntoflight.org

Geschichte der Raumfahrt

Die russische Raumfahrt und die Sojus T-15

Sojus T-15

Allgemeines

Sojus T-15 war der zehnte Flug zur Raumstation Saljut 7 und der erste zur Raumstation Mir mit einem Sojus-Raumschiff. Insgesamt handelte es sich um den 76. Flug im Sojus-Programm.

Historisches

Schon auf der Vorgängermission, Sojus T-14, sollte ein Besuch der Mir stattfinden. Doch durch die Krankheit eines Kosmonauten musste dieser verschoben werden. Das Basismodul der Mir war am 19. Februar 1986 ins All geschossen worden und hatte noch keine Besatzung. Das wichtigste Ziel von Sojus T-15 war es deshalb, die Station in Betrieb zu nehmen und grundlegende Funktionstests zu machen. Diese waren die Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Station.
Die Besatzung bestand aus Leonid Kisim (Kommandant) und Waldimir Solowjow (Bordingenieur). Beide Kosmonauten hatten bereits Weltraumerfahrung. Kisim und Solowjow waren bereits für 236 Tage an Bord von Saljut 7 gewesen und deswegen prädestiniert für die Inbetriebnahme der Mir.

Technik

Das Sojus-Raumschiff wurde unter Leitung von Sergei Koroljow im Experimental-Konstruktionsbüro-1 in den 1960er Jahren entwickelt. Seit 1967 sind Sojus-Raumschiffe im Einsatz und wurden seitdem mehrfach modifiziert. Bis heute wird dieser Raumschiff-Typ verwendet und bringt Besatzungen zur internationalen Raumstation ISS.
Ein Sojus-Raumschiff besteht aus einem Servicemodul (PAO), einem Landemodul (SA) und einem Orbitalmodul (BO). Anders als beim amerikanischen Space Shuttle gibt es nur beschränkte Möglichkeiten der Wiederverwendung. Vor dem Wiedereintritt in die Atmosphäre wird das Landemodul von den anderen beiden Modulen getrennt. Während das PAO und das BO verglühen, können einzelne Teile des Landemoduls erneut verwendet werden. Die Landung findet in der kasachischen Steppe statt.
Das Orbitalmodul dient als Frachtraum. Zudem ist ein Teil des Lebenserhaltungssystems dort installiert. Es gibt einen Andockstutzen, der für Rendevous-Manöver benötigt wird. Das Orbitalmodul hat an der Seite eine Luke, durch welche die Kosmonauten vor dem Start einsteigen.
Im Servicemodul ist das Antriebssystem untergebracht. Auch die Treibstofftanks befinden sich in diesem Teil des Raumschiffes. Mit den Triebwerken können orbitale Manöver geflogen werden. Zudem ist der Antrieb auch wichtig für das Abbremsen beim Eintritt in den Orbit und das Beschleunigen zum Verlassen des Orbits. In den modernen Sojus-Raumschiffen werden auch Solarpanels für die Energieversorgung genutzt.
Das Landemodul hat auf seiner Oberfläche 24 Lageregelungstriebwerke, die im All für eine besonders sanfte Austarierung des Sojus-Raumschiffes sorgen können. Dies wirkt sich vor allem auf den Komfort der Kosmonauten aus, da die Schiffsbewegungen weniger belastend sind.
Im Landemodul sitzen die Kosmonauten beim Start und während der Rückkehr-Prozedur. Die Kapsel ist mit einem Hitzeschild ausgestattet, der beim Wiedereintritt schmilzt und dadurch für die entsprechende Kühlung sorgt. Die Nutzung eines ablativen System hat sich in vielen Einsätzen bewährt. Die NASA benutzt wiederverwendbare Hitzeschilde, mit denen es immer wieder Probleme gab (z.B. beim Columbia-Unglück im Jahr 2003). Nach dem Auslösen des Hauptfallschirms wird der Hitzeschild der Sojus abgetrennt, denn darunter befinden sich Feststoffraketen, die gezündet werden, um eine Bremswirkung zu entfalten.

Der Flug

Am 13. März 1986 startete Sojus T-15 vom Weltraumbahnhof Baikonur im heutigen Kasachstan. Alles verlief reibungslos und so konnte das Sojus-Raumschiff am 15. März an die Mir angekoppelt werden. Die zweiköpfige Besatzung betrat die neue Raumstation und bildete ab diesem Moment die erste Mir-Besatzung, die den offiziellen Titel „Mir EO-1“ erhielt. Nacheinander wurden die wichtigsten Systeme eingeschaltet und überprüft. Es gab mehrere Ausrüstungsgegenstände, die von den unbemannten Raumschiffen Progress 25 und 26 ins All geflogen worden waren. Diese musste an Bord gebracht und installiert werden. Die gesamte Prozedur der Inbetriebnahme verlief ohne Komplikationen, so dass Kisim und Solowjow sich dem zweiten Teil der Mission widmen konnten.
Die beiden Kosmonauten unternahmen einen Abstecher zu Saljut 7, einer kleineren und älteren Raumstation und verbrachten dort 50 Tage. Nie zuvor waren Menschen von einer Raumstation zur nächsten geflogen. Während des Saljut-7-Einsatzes wurden diverse Reparaturen vorgenommen und einige Messgeräte demontiert, um sie zur Erde zu transportieren. Andere Systeme von Saljut-7 wurden nach der Rückkehr zur Mir dort installiert. So konnten schon erste Experimente an Bord der Mir gemacht werden. Dazu gehörte auch GEOEX 86, das zur Vermessung und von DDR-Gebieten gebaut worden war. Gleichzeitig kamen Geräte in einem Satelliten, auf der Mir und in einem Flugzeug zum Einsatz. Die gewonnen Daten lieferten wichtige geologische Erkenntnisse.
Am 16. Juli um 9:09 Uhr wurde Sojus T-15 von der Mir abgekoppelt und machte sich auf den Heimweg. Die Kosmonauten hatten die Mir in einem Automatik-Modus versetzt, so dass die Station von künftigen Besatzungen sofort genutzt werden konnte. Die Landung fand am 16. Juli um 12:34 Uhr in der Nähe von Arkalik (Kasachstan) statt. Insgesamt waren die beiden Kosmonauten 125 Tage unterwegs gewesen.

Stellenwert der Mission

Sojus T-15 war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Nach vielen Rückschlägen hatte die Sowjetunion mit der Mir wieder ein Prestigeobjekt. Doch erst mit Sojus T-15 konnte die Installation der Mir im All als Erfolg gewertet werden. Es gab keinerlei Zwischenfälle und die Mir funktionierte tadellos. Die lange Aufenthaltszeit im All und der wechselnde Aufenthalt in zwei Raumstationen machten den Erfolg von Sojus T-15 komplett.

© Return to Flight Impressum