Startseite

www.returntoflight.org

Geschichte der Raumfahrt

STS-9 und der größte Erfolg der ESA im All

STS-9 (Columbia)

Allgemeines

Unter dem Missionsnamen STS-9 (Space Transportation System) fand 1983 der sechste Flug mit dem Space Shuttle Columbia ins All statt. Insgesamt war es die neunte Space-Shuttle-Mission.

Historisches

Das Space Shuttle hatte sich in mehreren Flügen bewehrt und so hatte man begonnen, im Weltraum zahlreiche Experimente durchzuführen. Bei STS-9 sollte erstmals das Spacelab-Modul eingesetzt werden, das im Auftrag der ESA (European Space Agency) worden war.
Die Mannschaft bestand aus sechs Leuten. Der Weltraumveteran John W. Young war der Kommandant der Mission, Brewster H. Shaw Pilot. Owen K. Garriott, Robert A. Parker, Byron K. Lichtenberg, und Ulf Merbold waren vor allem für Wissenschaft und Technik an Bord zuständig. Der Deutsche Merbold war der erste ESA-Astronaut im All.

Technik

Die entscheidende Neuerung war das Spacelab. Es handelte sich um ein Raumlabor, das in der Ladebucht des Space Shuttles untergebracht wurde. Die deutsche VFW-Fokker/ERNO hatte die Pläne für das Spacelab entwickelt und das Modul im Auftrag der ESA gebaut. Schon 1973 hatten die NASA und die ESA ihre Zusammenarbeit vertraglich beschlossen. Die ESA sollte das Spacelab zur Verfügung stellen und für sämtliche Kosten aufkommen. Im Gegenzug garantierte die NASA den Einsatz des Spacelabs im Space Shuttle.
Das Spacelab bestand aus mehreren Modulen. So konnte für die jeweilige Mission das passende Spacelab zusammengebaut werden. Das Druckmodul war 6,96 Meter lang und hatte außen einen Durchmesser von 4,12 Metern. Drei Astronauten konnten gleichzeitig in ihm arbeiten. An den Seiten befanden sich Stauschränke, in denen die zahlreichen Experimente untergebracht waren. Ein Verbindungstunnel verband die Raumfähre mit dem Spacelab. Er war nötig, weil es ansonsten eine ungünstige Verschiebung des Schwerpunktes der Raumfähre gegeben hätte. Auf so genannten Paletten, die 2,87 Meter lang, 4,35 Meter lang und u-förmig waren, konnten große Experimente, die im Vakuum ausgeführt werden sollten, aufgebaut werden. Mit dem IPS (Instrument Pointing System) konnte z.B. ein Teleskop auf einer Palette sehr genau gesteuert werden. Wenn das Spacelab nur aus Paletten bestand, wurde ein druckgeregelter Aluminiumbehälter mit der Bezeichnung "Iglu" benötigt, der auf der vordersten Palette montiert wurde, und für die Versorgung der Experimente wichtig war.
Das Spacelab wurde bis zum Jahr 1998 auf insgesamt 22 Missionen eingesetzt. Nur die Paletten werden heute noch genutzt, um Nutzlasten ins All zu bringen. Nachdem das Spacelab nicht mehr verwendet wurde, kam zunächst das kleinere Spacehab zum Einsatz. Mittlerweile dient die Raumstation ISS als Forschungsstation, so dass ein Labor im Space Shuttle kaum mehr benötigt wird.

Der Flug

Der ursprünglich am 30. September geplante Start musste aufgrund technischer Probleme verschoben werden. Am 28. November schließlich hob das STS-9 ab und gelangte ohne Probleme in den Orbit. In zehn Tagen wurden insgesamt 73 Experimente, u.a. aus den Bereichen Physik, Astronomie und Biologie, durchgeführt.
Als kurz vor dem Wiedereintritt zwei Navigationsrechner abstürzten, gab es eine brenzlige Situation, doch ein Rechner konnte wieder hochgefahren werden. Die Analyse ergab später, dass sich eine Lötstelle gelöst hatte und dadurch ein Kurzschluss entstanden war. Als kurz vor der Landung zwei APUs (Auxiliary Power Units) in Brand gerieten, weil es ein Hyazin-Leck gab, sorgte dies an Bord und in der Bodenstation noch einmal für erhöhte Anspannung. Der Pilot konnte jedoch problemlos landen und die Astronauten blieben unbeschadet. Die Columbia erlitt allerdings durch das Feuer einen beträchtlichen Schaden.

Stellenwert der Mission

Die wichtigste Neuerung war das Spacelab, das perfekt funktionierte. Dies war ein großer Erfolg für die ESA, die damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Weltraums leistete. Die Kooperation mit der NASA hatte auch dazu geführt, dass mit Ulf Merbold erstmals ein ESA-Astronaut ins All fliegen konnte. Er war allerdings nur der erste Westdeutsche im Weltraum, denn der DDR-Bürger Sigmund Jähn war ihm bereits 1978 mit einer russischen Sojuskapsel zuvorgekommen.

© Return to Flight Impressum