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Geschichte der Raumfahrt

Das Unglück im All STS 51

STS-51-L (Challenger)

Allgemeines

STS-51-L war die 25. Mission des Space Shuttles und der zehnte Flug der Challenger. Die wichtigste Aufgabe war die Aussetzung des kommerziellen Kommunikationssatelliten TDRS-2. Zudem sollte der Halleysche Komet beobachtet werden. Im Rahmen des „Teacher in Space“-Programms war ein Unterricht aus dem All geplant, den die Lehrerin Christa McAuliffe abhalten sollte.

Historisches

Mit dem Space Shuttle hatte die NASA zum ersten Mal in der Geschichte ein wieder verwendbares Raumschiff gebaut. Es hatte sich in 24 Missionen bewährt, so dass die Technik als sicher und bewährt gelten konnte.
Die Mannschaft von STS-51-L bestand aus Francis R. Scobee (Kommandant), Michael J. Smith (Pilot), Judith A. Resnik (Missionsspezialistin), Ronald E. McNair (Missionsspezialist), Ellison S. Onizuka, (Missionsspezialist), Gregory B. Jarvis (Nutzlastspezialist von Hughes Aircraft) und Christa McAuliffe (Nutzlastspezialistin, "Teacher in Space").

Technik

Es handelte sich um die dritte Version des Space Shuttles. Sie war ursprünglich nicht für den Einsatz im All konzipiert gewesen. Ähnlich wie das erste Modell des Space Shuttles, die Enterprise, war die Challenger ursprünglich nur für Testflüge in der Erdatmosphäre gedacht gewesen. Die Challenger war seit 1977 im Testeinsatz und wurde ab 1979 für den Weltraumflug umgebaut. 1982 erfolgte mit STS-6 der erste Flug eines Challenger-Shuttles ins All.

Der Flug

Am 28. Januar 1986 startete STS-51-L. Zunächst sah alles nach einem reibungslosen Ablauf aus, doch nach 73 Sekunden Missionszeit kam es zu einem schrecklichen Unfall. In etwa 15 Kilometern Höhe brach die Challenger auseinander und alle sieben Astronauten kamen ums Leben.

Die Ursache des Challenger-Unglücks

Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt, die nach den Gründen für die Katastrophe suchen sollten. Ihr gehörte der berühmte Physik-Nobelpreisträger Richard P. Feynman an. Sie kam zu dem Ergebnis, dass der Auslöser der Explosion ein defekter Dichtungsring in einem der beiden Feststoffbooster gewesen war.
Die Feststoffbooster bestanden aus vier Teilen. Jeweils zwei von ihnen wurden vormontiert, aber die letzte Verbindung erledigte die NASA vor Ort. Die beiden Module wurden ineinander verankert und mit zwei O-Ringen aus Kunststoff abgedichtet. Zwischen den O-Ringen befand sich ein spezieller Anschluss, der eine Dichtigkeitsprüfung erlaubte. Im Prinzip funktionierte dieses System sehr gut, doch in der Nacht vor dem Start fielen die Temperaturen. Dadurch wurde der Kunststoff spröde und die Dichtigkeit ging verloren. Wahrscheinlich hatte sich beim Start Schlacke gebildet, die vorübergehend das Leck abdichtete. Als sich diese Schlacke aber während des Fluges löste, strömte extrem heißes Abgas aus, das die Verbindung des Boosters zum Außentank zerstörte. Der Feststoffbooster trennte sich vom STS ab und zerstörte dabei den Außentank, der daraufhin explodierte.

Es stellte sich heraus, dass es schon vorher einmal ein Problem mit den O-Ringen bei Kälte gegeben hatte. Bereits im Jahr zuvor war bei der Demontage der Booster festgestellt worden, dass die Elastizität der Dichtungsringe stark nachgelassen hatte. Am Tag vor dem Start der Challenger hatte zudem Roger Boisjoly, ein leitender Ingenieur der Herstellerfirma Morton Thiokol, versucht, die NASA davon zu überzeugen, dass ein Start viel zu gefährlich sei. Doch alle Warnhinweise wurden missachtet. Eine unrühmliche Rolle spielte dabei auch Präsiden Ronald Reagan, der den Start anordnete, obwohl ihm auch Sicherheitsbedenken vorgetragen worden waren. Dies lag vor allem daran, dass er das „Teacher in Space“-Programm initiiert hatte und sich dadurch positive PR versprach.

Doch die Dichtungsringe waren nicht das einzige Problem. Die Untersuchungskommission deckte zahlreiche Missstände auf, die sich im Space-Shuttle-Programm eingeschlichen hatten. So waren z.B. die Prüfungsmaßnahmen, die bei der Wiederbefüllung der Booster vorgenommen wurden, völlig unzureichend. Es hatte sich eine Mentalität des Wegschauens entwickelt, die auch darin zum Ausdruck kam, dass die Bedenken von Zulieferfirmen und eigenen Mitarbeitern häufig übergangen wurden. Besonders verhängnisvoll war, dass es kein Rettungssystem für einen solchen Notfall gab. Hätte die Kapsel, in der die Astronauten zu Boden stürzten, z.B. Fallschirme gehabt, wäre vielleicht ihr Tod verhindert worden. Vermutlich starben die sieben Crew-Mitglieder erst beim Aufschlag im Atlantik.
Die Erfolge der Vergangenheit hatte bei der NASA ein trügerisches Sicherheitsgefühl verursacht, das die tiefere Ursache für die Challenger-Katastrophe war. Aufgrund der genannten Missstände war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem großen Unglück kommen musste.

Stellenwert der Mission

Das Challenger-Unglück wurde weltweit live im Fernsehen übertragen. Die Folge war ein nationales Trauma, das der bemannten Raumfahrt einen herben Rückschlag versetzte. Zweieinhalb Jahre lang wurde das Space-Shuttle-Programm unterbrochen, um die dringend notwendigen Verbesserungen zu erreichen. Es gab 2000 Veränderungen, die vor allem die Feststoffraketen betrafen. Aber auch die Sicherheit der Astronauten wurde verbessert. In der Folge des Unglücks gab es heftige Diskussionen über den Sinn der bemannten Raumfahrt. In den Augen der Kritiker war und ist sie zu teuer im Vergleich zu den Ergebnissen. Dennoch ließ sich die amerikanische Politik nicht beirren und setzte weiter auf das Space Shuttle.
Aus der Katastrophe wurden die richtigen Schlüsse gezogen. Erst im Jahr 2003, als die Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zerstört wurde, kam es wieder zu einem vergleichbaren Unglück, das aber andere Ursachen hatte.

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