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Geschichte der Raumfahrt

Mir als russische Weltraumstation

Mir

Allgemeines

Die Mir war eines der wichtigsten Projekte der sowjetischen Raumfahrt. Von 1986 bis 2001 kreiste sie als größtes künstliches Objekt ihrer Zeit um die Erde, bevor sie durch einen erzwungenen Absturz außer Dienst genommen wurde.

Historisches

Die Sowjetunion hatte bereits seit den 1970er Jahren Erfahrungen mit Raumstationen des Typs Saljut Erfahrungen gemacht, die allerdings nur 4 Jahre benutzt werden konnten. Die Mir sollte die erste dauerhafte Station für Raumfahrer werden. Die Sowjetunion war seit der Niederlage beim Wettlauf zum Mond ins Hintertreffen gekommen und arbeitete fieberhaft daran, verlorenes Prestige zurück zu gewinnen. Dass dies gelang war auch einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit zu verdanken, wie man sie vorher in der Sowjetunion nicht erlebt hatte. Die Presse wurde ausführlich informiert, und an Stelle der bis dahin üblichen Geheimniskrämerei, kommunizierte man nach dem erfolgreichen Start des Hauptmoduls sogar technische Details der Mir.

Technik und Aufbau

Die Mir bestand aus insgesamt 7 Modulen, die innerhalb von 10 Jahren zusammengefügt wurden.

Das Hauptmodul wurde am 19.2.1986 ins All gebracht. Es hatte insgesamt 6 Andockstutzen, von denen zwei für Sojus- und Progress-Raumschiffe gedacht waren. Die anderen 4 Stutzen sollten später zusätzliche Module aufnehmen. Die Raumschiffe brachten Kosmonauten, Vorräte und technische Geräte an Bord. Während des Aufenthaltes auf der Mir musste immer ein Sojus-Schiff angedockt bleiben, um im Notfall für eine Rettungsaktion zur Verfügung zu stehen. Auch wenn ein Sojus-Schiff auf der Mir andocken musste, ging die Besatzung aus Sicherheitsgründen in das Rettungsschiff. Da die Sojus nur 3 Kosmonauten Platz bot, gab es eine automatische Begrenzung der Mir-Besatzung. Das Hauptmodul hatte eine Länge von 13,3 Metern bei einem Durchmesser von 4,2 Metern. Die Masse betrug 20,4 Tonnen. Die Energieversorgung wurde durch Solarzellen gewährleistet.

Das Wissenschaftsmodul Kwant dockte am 9.4.1987 an der Mir an. Es wurde am Heck des Hauptmoduls befestigt und konnte nach einem Tag Arbeit von den Kosmonauten betreten werden. Das Kwant-Modul diente vor allem astrophysikalischen Forschungen. Es hatte zudem eine weitere Andockstelle für Raumschiffe. Im Jahr 1992 wurde ein Sonnensegel installiert, 1995 eine völlig neue Solaranlage. Bei einer Länge von 5,3 Metern und einer Breite von 4,35 Metern wog das Modul 11 Tonnen.

Am 26. 11.1989 wurde ein weiteres Wissenschaftsmodul, Kwant 2, ins All geschossen. In ihm sollten biotechnologische Untersuchungen gemacht werden. Zudem war es für die Beobachtung der Erde vorgesehen. Mit Kwant 2 wurden auch die Lebensbedingungen auf der Mir verbessert. Es gab neue Hygieneeinrichtungen und Lebenserhaltungssysteme wurden angepasst. Kwant 2 war 12,2 Meter lang und wog 19,6 Tonnen.

Es folgten am 31.5.1990 Kwant 3 (materialwissenschaftliche und biologische Experimente) und am 20.5.1995 das Modul Spektr (geophysikalische Forschung, Untersuchung der kosmischen Strahlung). Kwant 3 glich in den Ausmaßen Kwant 2. Zusätzliche Andockstutzen für eine neue geplante Raumfähre und ein Teleskop wurden nie genutzt. Mit Spektr wurde auch erstmals Ausrüstung der NASA an Bord der Mir gebracht. Nach dem kalten Krieg hatten sich die einstigen Erzfeinde auf ein gemeinsames Shuttle-Mir-Programm geeinigt. Spektr war 14 Meter lang und wog 20 Tonnen. Es wurde 1997 stark beschädigt bei einem Unfall und konnte in der Folge nur noch sehr eingeschränkt genutzt werden.

Das Space Shuttle Atlantis brachte am 13. November 1995 das Shuttle-Docking-Modul ins Weltall und drei Tage später wurde es mit Kwant 3 verbunden. Es war 4,7 Meter lang und sollte dem Space Shuttle eine leichte Andockmöglichkeit zur Mir geben. Es wurde insgesamt 8 Mal verwendet.

Priroda war das letzte Modul der Mir. Es wurde am 23. April 1996 ins All geschossen und diente vorwiegend der Erforschung der Mikrogravitation. Es war 12 Meter lang und wog 19 Tonnen.

Die Mir hatte schließlich eine Länge von 33 Metern bei einer Spannweite von 31 Metern. Das Gesamtgewicht betrug 135 Tonnen.


Nutzung der Mir

Insgesamt waren 96 Kosmauten an Bord der Raumstation. Sie führten zahlreiche Experimente durch und erarbeiteten wichtige Grundlagen für die Erforschung des Weltraumes. Es wurden neue Rekorde für den Aufenthalt eines Menschen im All aufgestellt. Waleri Poljakow verbrachte insgesamt 679 Tage auf der Mir. Er war es auch, der die höchste Verweildauer bei einer Mission hatte, nämlich 438 Tage. Erstmals waren damit Langzeitstudien im All möglich. Für den seit Jahrzehnten geplanten Flug zum Mars konnten wertvolle Erkenntnisse gesammelt werden. Die Mir umkreiste die Erde 86.325 Mal.
Als während des Putsches 1991 in Russland die UdSSR zusammenbrach und Boris Jelzin zum Präsidenten der russischen Föderation gewählt wurde, verlängerte sich der Aufenthalt der Mir-Kosmonauten um ein halbes Jahr. Die Mir wurde unter russischer Führung fortan international genutzt.

Das Ende der Mir

Im Jahr 1998 wurde das erste Modul der Internationalen Raumstation (ISS) ins All geschossen. Die Mir galt damals schon als Auslaufmodell. Vor allem in den letzten Betriebsjahren gab es zahlreiche Unfälle und Pannen. Die Mir wurde schließlich im Jahr 2001 abgeschaltet. Ein unbemanntes Progress-Raumschiff steuerte die Raumstation in die Erdatmosphäre und sorgte für einen kontrollierten Absturz im Pazifik. Am 23.5.2001 konnte man auf den Fidschi-Inseln ein riesiges Feuerwerk sehen.

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